Dienstag, 1. Dezember 2015

"Um 25 Punkte selbst zu machen, brauchen die ne Stunde"

... war die treffende Einschätzung unseres taktischen Analysten, der trotz unseres temporär hartnäckigen Versuchs, uns dem gegnerischen Spiel anzunähern - als wir auf Grundwasser stießen, brachen wir ab - diesmal auf die "masteitsche Umzingelung" verzichtete. Vermutlich könnte die Einschätzung "die meisten Punkte für den Gegner haben wir selbst gemacht" in dem Spielbericht jeder der beteiligten Mannschaften auftauchen, allerdings waren wir darin wohl mit Abstand die Schlechtesten. Cottbus schien an diesem präadventinen Samstag dafür prädestiniert zu sein, aufgrund unsere Präferenz für durch Präzision hervorgerufene Präejakulation feuchte Augen zu bekommen - oder anders gesagt, die Schönheit unseres Spiels rührte selbst den Gegner zu Tränen.
Auch diesmal glänzten wir mit quantitativer Qualität, und während wir noch in unserem Reservoir der unbegrenten Möglichkeiten kramten, hatten sich die Energischen aus der Lausitz schon den ersten Satz unrechtmäßig angeeignet. "Unrechtmäßig" ist insofern rechtmäßig, als dass Cottbus zwar auch mit Quantität glänzen konnte, aber ... frei nach Leonidas müsste es wohl heißen: "Ich habe hier mehr Volleyballer als du, mein Freund". Dass Regionalligaabsteiger mitunter Probleme haben sich zu motivieren, kann ich noch nachvollziehen, aber die unvermeidliche verbale Demütigung nach einer Niederlage gegen den USV Potsdam II - diese weichgespülte Regionalligaberichterstattung ist ja unerträglich - sollte doch wohl Ansporn genug sein. Aber mit eben jener Stupidität hämmerten die anderthalb Cottbuser Angreifer einen Ball nach dem anderen erst in unseren Block, und danach, vermutlich aus purer Panik davor, in die Pampa. Um das Spiel auch für die vielen Zuschauer halbwegs spannend zu halten, probten die Laiendarsteller im Annahmeriegel ab und an ihr Krippenspiel für die Weihnachtsfeier - "Balthasar" Bauske und "Kaspar" Krakow waren ob des vielen Weihrauchs ganz vermyrrht. "So ging der Annahmekönig "Herodes" Heuck zu dem einen heiligen König "Melchior" Masteit, der da nicht war aus dem Hause von König "David" Drommel, und drohte zu schicken den Statthalter "Pontius Pilatus" Pawelke ..." und schon lief der Laden wieder. Während die Hero(d)en aus Golm ein wahres Glanzstück auf die Bühne zauberten, glich die Darbietung der Cottbuser eher einem Trauerspiel und der "Konkursverwalter" am Spielfeldrand ahnte wohl schon, dass wohl weder die spielerische, noch die verbale Klatsche zu verhindern waren.
Brandenburg war mit fast voller Kapelle angetreten - quasi sechs plus eins plus Guido, was nach allgemein anerkannten Maßstäben luxeriös ist - und wild entschlossen, den Konkurrenten um den Klassenerhalt auf Distanz zu halten. Doch schon im ersten Satz wurden den frenetisch angefeuerten Gastgebern ziemlich schnell die dritten Zähne gezogen. Nachdem die Brandenburger fesgestellt hatten, dass noch doller in den Block zu hauen das Angriffsproblem auch nicht löst, begannen sie, die Agilität unserer Feldabwehr auf die Probe zu stellen. Nach einer 13:6 Führung schienen die euphorisierten Massen auf der Tribüne gar an eine Wende zu glauben - bei 16:16 war das Kapitel "Hoffnung" aber schon wieder beendet. Brandenburg, das vermutlich Angst hatte, geschlagen zu werden, schlug sich in vorauseilendem Gehorsam deshalb lieber selbst, so dass sich die Investitionen in diesen 3:0 Sieg zwar in Grenzen hielten, aber deshalb nicht minder fröhlich begangen wurden.

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