Samstag, 1. Juli 2000

Archiv: Die Saison 1999/2000

Die Brandenburgliga-Saison 1999/2000

1. Punktspieltag (Energie Cottbus, Motor Hennigsdorf): 

Es scheint gängige Meinung zu sein, daß man sich gegen Aufsteiger problemlos zwei Punkte sichern könne. Im ersten Spiel durfte sich Cottbus davon überzeugen, daß “Waterloo” ein Ortsteil von Potsdam ist. Aber wir beheben ja gerne kleinere Bildungslücken. Als erstes Saisonspiel war es entsprechend von Nervosität auf beiden Seiten geprägt und entwickelte sich dadurch zu einem sehr kampfbetonten Spiel, das letztendlich mit 3:1 für den USV endete. Wie Hennigsdorf auf die Idee kam, zwei Punkte haben zu wollen, ist mir schleierhaft. Der Bericht im KTB las sich wie folgt: “Unsere schwere Artillerie (“Dicker Tom”) hämmerte über vier und bald glich der gegnerische 3-Meter-Raum dem Schlachtfeld vor Verdun. Als mindestens genauso effektiv erwiesen sich unsere mobilen, häufig über drei eingesetzten, Granatwerfer, die den Gegner in Stücke rissen. Die Moral der Truppe ist prächtig.” Aber, Kompliment an Hennigsdorf: die Titanic hätte nicht schöner untergehen können (siehe unten). Auch wenn uns Cottbus (vielleicht nicht ganz mit Absicht) zum Titelkandidaten machte, wollen wir doch in aller Bescheidenheit anmerken: “Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten” (länger braucht ein 3:0 nicht!)

PS.: Es gibt so einige Dinge, die unrealistisch sind, aber gegen den USV gewinnen zu wollen ist ja schon fast ein Sakrileg. Der Jan möchte den erschreckten Leser beruhigen und versichern, daß die in diesem Beitrag artikulierte freundliche Arroganz bislang keine aggressiven Nebenwirkungen auf das Umfeld von Georg erkennen ließ - einige bedauernswerte, mit Handkanten-Schlägen niedergestreckte Volleyball-Netze ausgenommen.

2. Punktspieltag (Waldstadt, SC Potsdam): 

“Ich bin froh, wenn wir ein Spiel gewinnen.” Mit dieser devoten, schon fast blasphemisch anmutenden Einstellung ging Rudi in diesen zweiten Spieltag, wogegen andere Mannschaftsmitglieder mit der eher optimistischen Äußerung: “Die kriegen alle eins vor den Sack!” für ein gewisses Selbstvertrauen im Lager des USV sorgten. Die Sorgen des Rudi waren durchaus berechtigt, und schienen ihre Bestätigung schon nach dem ersten Satz gegen Waldstadt zu finden. Auch über große Teile des zweiten Satzes dominierte Waldstadt, da nicht einmal ein Dreierblock in der Lage war, den “Stahlarbeiter” zu bändigen. Dies aber schaffte der Schiedsrichter, als er zu Ende des zweiten Satzes in kurzer Folge zwei Entscheidungen gegen ihn pfiff, was ihn zu lautstarken Protesten animierte (an dieser Stelle sei gesagt: zurecht!). In diesem aufgewühlten Zustand fabrizierte er gleich noch ein paar mehr Fehler, was uns den Satzerfolg bescherte. Der dritte Satz entwickelte sich zu einem wahren Krimi, der erst beim Stand von 34:32 für den USV sein Ende fand. Aus lauter Dankbarkeit über dieses schöne Spiel schenkte uns Waldstadt gleich noch den letzten Satz hinterher. Obwohl damit unser Pensum erfüllt war, wollten wir uns hüten, indirekt gegen das 6. USV Gebot zu verstoßen, welches da lautet: “Natürliche Feinde tragen Arschlochbärte!”. Das war Grund genug, um im letzten Spiel gegen den SC Potsdam, der Waldstadt mit 1:3 unterlegen war, noch mal sein bestes zu geben. Unsere Motivation resultierte vor allem aus Erfahrungen, die wir vor zwei Jahren sammeln durften, und aus ach so sportlichen Gesten und Äußerungen einiger SC Spieler. Alle waren heiß auf dieses “Miething”, sogar unser emotionaler Kühlschrank war Feuer und Flamme. Auch wenn das Spiel an Ansehnlichkeit sehr zu wünschen übrig ließ, so siegten wir doch sicher mit 3:2. Demoralisierend für den Gegner wirkten besonders einige Aktionen wie: “Angriff aus dem Stand in den 3-Meter-Raum”, “gesichtskosmetische Eingriffe durch Bälle von Angreifern” und natürlich ekelhaft schwitzende, schweißtriefende und entsprechend stinkende Gestalten auf der gegenüberliegenden Netzseite. Alles in allem ein gelungener Arbeitstag.

PS.: Es gibt so einige Dinge, mit denen man sich bei uns unbeliebt machen kann, aber kalte Duschen sind wohl das letzte.

3. Punktspieltag (Preußen Frankfurt, Fortuna Kyritz): 

Eine Bemerkung vorneweg: Es gibt einige Leute, die uns eine gewisse Arroganz vorwerfen, wobei wir eher die Formulierung “gesundes, vielleicht nicht immer berechtigtes, Selbstbewußtsein mit leichtem Hang zur dekadenten Selbstüberschätzung” bevorzugen. Dennoch ist das Wort “Arroganz”, wie man leicht am Wortstamm “deutsch” erkennen kann, ein Synonym für Kyritz. Wir sind der Meinung: ein Trikot in den deutschen Nationalfarben, geziert durch den Schriftzug “Deutschland” unter einer entsprechenden Flagge, ist auf den Schultern von Brandenburgligisten leicht deplaziert. Nach einigen navigatorischen Unzulänglichkeiten, die zur städtebaulichen Weiterbildung unserer Mannschaftsmitglieder beitrugen, erreichten wir endlich unser Ziel ... so dachten wir zumindest. Frankfurt zog aus noch ungeklärten Gründen den strategischen Rückzug in die Außenbezirke der Stadt vor. Als wir die Halle ... äh, sagen wir Spielstätte, erreichten, war das erste Spiel schon im vollen Gange, in dem sich die Frankfurter tapfer gegen die Deutsche Nationalmannschaft behaupteten.

Nach der knappen 0:3-Niederlage Frankfurts, waren diese bestrebt, sich im Spiel gegen den Aufsteiger mit 2 leicht zu erkämpfenden Punkten zu rehabilitieren. “Habt ihr vorher mal auf die Tabelle gekuckt, ihr Heinis!?” Um es kurz zu machen: mehr als das obligatorische Gastgeschenk in Form eines Satzes war für Frankfurt nicht drin.

Im nächsten Spiel standen sich dann die bis dato einzigen ungeschlagenen Mannschaften gegenüber, wobei Kyritz als klarer Favorit gewertet wurde. Auch wenn Rudi im Vornherein meinte: “Wir haben gegen Kyritz immer gut ausgesehen!” (was Haare und Figur anbelangt auf alle Fälle), so waren sie uns an diesem Tag vor allem in Block und Angriff deutlich überlegen. Somit überraschte dann auch der klare 3:0 Sieg von Kyritz nicht, die mit diesem Spiel ihre Aufstiegsambitionen deutlich untermauerten. Fazit des Tages: Soll erfüllt und Jürgen vor schweren Herzschäden bewahrt. Folglich Antrag auf Änderung des Mannschaftsnamens in: Humanitätssportverein (HSV).

PS.: Man kann sich bei uns mit so einigen Dingen unbeliebt machen, und unangekündigte Hallenwechsel zählen durchaus dazu. Frankfurts Glück, daß wenigstens die Duschen warm waren. Anm.v. Jan: Also mir persönlich ist es schlicht und ergreifend scheiß egal ob jemand in einer königlichen Robe oder in einem Kartoffelsack herumspringt - nur lächerlich sollte es nicht wirken.

4. Punktspieltag (Brandenburg, KW): 

Seltsam, wenn man ein Spiel verliert, fallen einem überhaupt keine vernünftigen Spielberichte ein. Egal wie man es formuliert, alles hört sich irgendwie negativ an. Nicht daß der USV beide Spiele verloren hätte - hinfort, frevelhafter Gedanke - aber wenn man als Tabellen- Zweiter gegen ein Schlußlicht 3:1 unterliegt, lungert die Freude über einen 3:0 - Sieg gegen Brandenburg irgendwie beleidigt und ein wenig verdutzt in der Ecke herum. Letztere hatten einen noch mieseren Tag. Erst KW vom Platz fegen und durch einen Patzer beim Ausfüllen des Spielberichtes doch noch verlieren und dann gegen den USV antreten müssen, der Brandenburg seit einiger Zeit als williges Opfer-Lamm zu interpretieren scheint. Ob ich noch was zum Spiel gegen KW schreibe? Ach, scheiß drauf, wozu gibt es Rückspiele.

P.S.: Man kann sich bei uns mit so einigen Dingen beliebt machen. Der Verkauf von Kaffe, Kuchen, Schnitzel, Bockwurst und Bier beim Punktspiel gehört definitiv dazu.

5. Spieltag (Hennigsdorf, Energie Cottbus):

“Wir wollen Spannung, Spiel und Schokolade!” Obwohl das gleich drei Dinge auf einmal sind, wurden unsere Wünsche erfüllt, auch wenn Marco, dessen Schokolade herhalten mußte, wenig Begeisterung dafür übrig hatte. Deshalb entschuldige ich mich hiermit noch einmal offiziell für deren regelwidrige Requirierung. Das erste Spiel gegen Hennigsdorf kann man mit drei Worten zusammenfassen: “Veni, vidi, vici!”. Ohne diesen glorreichen, in die Annalen eingehenden und über alle Maßen vorzüglich herausgespielten Sieg weiter bewerten zu wollen, sei an dieser Stelle noch einmal auf das glanzvolle und kaum zu übertreffende Spiel unserer Mannschaft hingewiesen, die wie kaum ein zweites Mal in dieser Saison durch variable und grandiose Spielzüge zu glänzen wußte. Wer diese Einschätzung für leicht übertrieben hält, dem sei gesagt: “Widerlege mir meine auf aktuellen Fakten basierende und aus objektiver Distanz (Bank) entstandene Bewertung des Spiels!” (Ätsche bätsch, kannst ‘e nicht!) Das nur als kleine Anmerkung für all die Leute, die der Meinung sind, bessere Spielberichte schreiben zu können. Ich vergaß zu erwähnen: Unser Rudi(ment) spielte Libero. Irgendwie scheint das so der Job für die Seniorenabteilung zu sein, ich denke nur an Loddar (das war’s dann mit meinem Stammplatz!).

Das Spiel gegen Cottbus erfüllte uns den Wunsch nach Spannung. Obwohl das Spiel von Hennigsdorf gegen Cottbus (1:3) mehr als schlecht war, waren wir uns über das Leistungsvermögen unseres Gegners im Klaren. Im ersten Satz erwischte Cottbus deutlich den besseren Start, so daß das Ergebnis fast einer Deklassierung gleichkam. Doch schon zu Beginn des zweiten Satzes, wurde deutlich, daß sich Potsdam recht schnell gefangen hatte und langsam zu Normalform auflief. Die nächsten beiden Sätze gingen aufgrund konzentrierter Spielweise an Potsdam. Doch Energie steckte nicht auf, übernahm im mittleren Spielabschnitt des vierten Satzes die Führung, und brachte sie sicher bis zum Satzende durch. Im entscheidenden fünften Satz gelang es Energie auf 6:3 davonzuziehen, doch durch eine Reihe guter Blocks konnte der USV bald zum 7:7 ausgleichen. Obwohl Energie als Führender in den Seitenwechsel ging, konnte sich Potsdam durch eine Serie auf 11:8 absetzen und gab diese Führung bis zum Spielende nicht mehr aus der Hand. Der Spieltag endete irgendwo zwischen Sauna, Whirlpool, Restaurant und der existentiellen Frage: “Wer fährt zurück?” Letzteres wurde nicht zuletzt durch unseren Quotenwessi zu einem Problem, der, bedingt durch seinen Geburtstag, eine Kiste alkoholischer Feuchtigkeiten unter die Mannschaft brachte. In diesem Sinne: “Happy Birthday, Alex!”, und denke bitte an das USV-Gebot, welches besagt: “Bringe immer gleich zwei Bierkästen mit!” 

PS.: Man kann sich bei uns mit so einigen Dingen unbeliebt machen, aber mit Geschäften, die schon um ein Uhr schließen, rutscht Hennigsdorf auf unserer Antipathie-Skala auf Platz zwei vor (die kalten Duschen von Waldstadt sind immer noch die Krönung).

Aus bisher noch ungeklärten Gründen, vielleicht waren die Chronisten der Überlieferung von Niederlagen überdrüssig geworden, reißt die Darstellung der Ereignisse der Saison 1999/2000 an dieser Stelle abrupt ab, und setzt erst wieder mit dem Beginn der nächsten Saison ein.